Heute hatte ich ein Erlebnis mit einer Coach-Kollegin, das mich nur noch den Kopf hat schütteln lassen. Die werte Kollegin hat mich auf Social Media angeschrieben und nach Strich und Faden versucht, mich zu manipulieren, um mir am Ende ihr Produkt zu verkaufen. Schade für sie, dass sie sich mein Profil vorher nicht genau angeschaut hat. Hätte sie sich die Zeit dafür genommen, wäre ihr klar geworden, dass sie aufgrund meiner Ausbildungen bezüglich Manipulation auf Granit beißt.
Die besagte Kollegin schickte mir eine Sprachnachricht, in der sie mir erklärte, dass sie seit Tagen nicht an meinem Feedpost vorbeikäme und wie sehr sie mich dafür bewundere, dass ich mich für das Thema Mindset stark mache und Menschen zu Klarheit und Struktur verhelfe. Ich sei eine wahre Inspiration für sie.
Sie möchte erreichen, dass ich mich als etwas besonderes fühle, indem sie mein Ego pusht. Dadurch schüttet mein Körper die Glückshormone Endorphin und Dopamin aus, die dazu führen, dass ich mich gut fühle. So möchte sie mich am Ball halten, damit ich mir weitere Nachrichten anhöre.
Des weiteren erwähnte sie, dass sie wir so viele Gemeinsamkeiten hätten (by the way, ihr Geschäftsmodell ist es, Frauen zu erzählen, dass sie mehr Umsatz generieren, wenn sie sich hübscher anziehen - ich würde mir eher das rechte Bein abhacken, als mich mit Fashion Fummel zu beschäftigen, aber gut - jedem das Seine:)
Durch das Betonen von Gemeinsamkeiten fühle ich mich unbewusst mit ihr verbunden. So wird die Distanz abgebaut und ich fühle ich mich ihr nah, obwohl ich sie garnicht kenne.
In der zweiten Sprachnachricht erzählte sie mir, dass sie gerade ein Buch schreibe und mich um meine Fachexpertise und Hilfe bitte, da ich mich im Thema Mindset besonders gut auskenne. Sie sei außerdem selten auf jemanden getroffen, der eine solche Präsenz wie ich ausstrahle.
Sie stellt mich in eine höhere Position als sie und betont, dass ich ihr mit meinem Wissen überlegen bin und sie auf meine Hilfe angewiesen sei. Ich könne bei der Erstellung eines Buches mithelfen - welch Ehre! Dadurch wird einerseits wieder mein Ego gepusht, andererseits werde ich natürlich darauf eingehen und ihr helfen wollen, denn beim Thema Unterstützung trifft sie bei mir als Coach natürlich einen Nerv. Ganz klar - wir Coaches haben ein Helfersyndrom. Ich möchte ich ihr weiterhelfen.
Jeder Mensch hat Kognitionen. Das sind mentale Ereignisse, die mit einer Bewertung verbunden sind wie Gedanken, Meinungen, Wünsche oder Wahrnehmungen. Zwischen diesen Kognitionen können Konflikte entstehen.
Sie hat mich in einen positiven Gefühlszustand versetzt, der mich dazu gebracht hat, sie zu mögen. Die Frage nach Hilfe habe ich natürlich mit ja beantwortet. Wenn sie nun im weiteren Kontakt ihr Produkt platziert, ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass ich es ihr abkaufe, als wenn sie es mir direkt angeboten hätte.
Mein Gehirn hat abgespeichert, dass ich ihr schon einmal zugesagt habe, indem ich ihr bei ihrem Projekt, dem Buch, weiterhelfe. Wenn sie mich das zweite Mal um etwas bittet, oder mir etwas vorschlägt, möchte mein Gehirn auch wieder "JA" sagen, um im gleichen Verhaltensmuster zu bleiben.
Es möchte konsistent bleiben. Unterbreche ich dieses Muster, indem ich beim nächsten Kontakt "nein" sage, fühlt sich das für mein Gehirn nicht richtig an. Es entsteht eine kognitive Dissonanz, ein sogenannter widersprüchlicher und unangenehmer Gefühlszustand.
Nehmen wir mal an, du möchtest den Gemeinschaftsraum im Büro entrümpeln und neu einrichten - ein wirkliches Tagesprojekt, das nicht mal besonders angenehm ist und du hättest gerne die Hilfe einer Mitarbeiterin, damit du nicht alles alleine schleppen musst. Frage deine Mitarbeiterin zwei Wochen vorher, ob er oder sie Einrichtungstipps für den Gemeinschaftsraum hat. So hast du das Thema schon einmal gedanklich in ihrem Kopf platziert und sie fühlt sich geehrt, dass du sie fragst. Wenn du sie dann kurz vor der Entrümpelungs-Aktion um Hilfe bittest, wird sie viel wahrscheinlicher ja sagen, als wenn du sie direkt gefragt hättest.
Frag deine Mitarbeiterin, ob sie dir den ganzen Samstag beim Entrümpeln helfen könne. Natürlich hat sie darauf überhaupt keine Lust. Dann rudere zurück und frage, ob sie dir "wenigstens" am Donnerstags zwei-drei Stündchen zur Hand gehen könne. Für sie erscheinen diese zwei-drei Stunden am Donnerstag immer noch attraktiver als die Vorstellung, den gesamten Samstag im Büro zu verbringen.
Betone immer wieder, wie außergewöhnlich stilvoll du den Geschmack deiner Mitarbeiterin findest. Frage sie, nach ihrer Meinung und wie sie den Gemeinschaftsraum einrichten würde. Indem du ihr diese Kompetenz zusagst, wird ihr Ehrgeiz den Rest erledigen. Denn schließlich möchte sie deiner Wahrnehmung entsprechen und ihren stilvollen Geschmack beweisen.
Ziemlich simpel, wenn man weiß, wie das menschliche Gehirn funktioniert. Manipulation ist gemein oder sinnvoll, je nachdem, ob manipuliert wirst oder sie selbst anwendest. Ich finde es sehr hilfreich, sich damit auszukennen. Es schützt vor manipulativem Verhalten anderer.
💡Menschen können manipulieren wie sie wollen - aber wenn du dich damit auskennst und clever bist, wirst du ihnen immer einen Schritt voraus sein
Wenn du gerne mehr darüber lernen möchtest -> you know where to find me:)
Deine Sonja💫
5.2.2023